Nach einem guten halben Jahr Vorbereitungszeit fand im Rahmen des Literaturkurses des Beruflichen Gymnasiums für Wirtschaft und Verwaltung der erste Poetry-Slam am Berufskolleg Ostvest statt. Acht Schülerinnen und Schüler der Klassen DW13A und DW13B traten miteinander in einen Wettstreit, der beim Publikum Staunen, Nachdenklichkeit und Begeisterung auslöste. Die Qualität der Beiträge ließ nichts zu wünschen übrig – auf dem Niveau hätten die acht Slammer problemlos in einem offiziellem Format auftreten können.
Die Fachlehrerinnen Britta Szymczak und Carola van Oepen haben sich mit dieser aktuellen Umsetzung des Themas Literatur auf fremdes Terrain gewagt. Theateraufführungen an Schulen sind üblich, auch zum Teil wirklich herausragende Filme wurden am Berufskolleg Ostvest schon gedreht – aber einen Poetry-Slam gab es noch nicht. Die Schülerinnen und Schüler ihrer zwei Literaturkurse sahen es durchaus auch kritisch – aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. So besuchten alle gemeinsam einen „offiziellen“ Poetry-Slam in Bochum, erarbeiteten erste eigene Slams. In einem Workshop, zu dem Experten von WORTLAUTRUHR an das Berufskolleg kamen, wurden Kanten und Ecken abgefeilt und neue eingearbeitet – der vereinbarte Auftritt rückte näher.
Planung, Organisation und Durchführung des Abends lagen dabei in der Hand der Schülerinnen und Schüler. So wurde zunächst in klasseninternen „Battles“ geklärt, wer sich im März auf die große Bühne trauen sollte. Die nunmehr ausgewählten Poetry-Slammer Veronika, Tobias, Robin, Benedikt, Merve, Nico, Adrian und Marina perfektionierten ihren Auftritt, ihre Mitschüler*innen kümmerten sich um das Catering, den Bühnenaufbau, die Technik und die Werbung.
Etwas skeptisch, aber mit Vorfreude trafen dann am späten Nachmittag des 15.03.2019 (natürlich am Tag der letzten Vorklausur vorm Abitur – wenn schon, denn schon!) die Gäste ein. Nach einer charmanten Einführung der beiden Moderatorinnen ging es los. Ohne Hilfsmittel, nur mit dem Text und - bei Wunsch - einem passenden Hintergrundbild ausgestattet, stürzten sich die acht Schülerinnen und Schüler in das Abenteuer Poetry-Slam – und begeisterten das anwesende Publikum. Mit Titeln wie „Stereotypen“, „Handy – Freund oder Feind“, „Geld und Glück, Zeit und Geld, Glück =…?“, „Terror-Is-(kein)-Mus(s)“, „Albträume“ und “gedichteten Geschichten“ gab es einen rasanten Einblick in die Welt der gerade volljährigen Schülerinnen und Schüler. Sie setzten sich zum Teil wortgewaltig mit Themen wie Alltagsrassismus, sozialen Medien und dem Internet im Allgemeinen, Umgang mit Flüchtlingen, Zeigen von Courage, Folgen von Terroranschlägen und der Verarbeitung schwieriger Emotionen auseinander und bewiesen, dass sie zu einer Generation gehören, der eben nicht mehr alles egal ist, die eine eigene Meinung hat und keine Angst, diese zu äußern.
Die im Publikum verteilten Bewertungskarten zeigten dann auch deutlich, wie beeindruckend das Ergebnis war – es wurden fast ausschließlich Höchstnoten verteilt. Insbesondere Merve, die Gewinnerin des Abends, beindruckte mit einem Slam, der nachhallte – und Vergleiche mit der deutschlandweit bekannten Poetry-Slammerin Julia Engelmann nach sich zog.
Schulleiterin Juliane Brüggemann zeigte sich begeistert von den Leistungen der Schülerinnen und Schüler, die sich über den Tellerrand „Wirtschaft“ hinaus gewagt und wichtige Erfahrungen gewonnen haben. Sie würdigte auch die Leistung der beiden Kolleginnen, denen der Stolz und die Erleichterung über den Erfolg anzusehen waren. Und vielleicht klappt es ja mit ihrem Wunsch, dass die Abiturergebnisse dem des Abends in der Qualität entsprechen – wir werden sehen.
Kreative Prozesse beinhalten stets Reibungen, die Arbeit an den Themen war zwischen den Schülerinnen und Schülern, aber auch zwischen ihnen und den Lehrkräften nicht immer problemlos – dafür überraschte das herausragende Ergebnis dieses Kraftaktes sogar die Beteiligten selber: glückliche Gesichter auf allen Seiten. Die hervorragende Stimmung, mit der der erste Poetry-Slam am Berufskolleg Ostvest endete, dürfte den Großteil der Anwesenden, seien es Schüler*innen, Lehrer*innen, Freund*innen oder Eltern, noch bis spät in die Nacht begleitet haben.
Hier können Sie einen Einblick in den Abend gewinnen: